Jenische Kultur

Die Jenischen sind Europas mysteriöseste Minderheit und Kultur. Viele Forscher und Regionalhistoriker scheitern an dem Versuch die Kutlur der Jenischen zu ergründen. Dies liegt einerseits daran dass wir Jenischen eine geschlossene Gemeinschaft darstellen und zum anderen dass wir, ähnlich wie schon die Kelten in der Antike, keine "Schriftkultur" führen. Oft wird über den Ursprung der Jenischen debatiert und gestritten. Man muss ganz klar sehen das wir Menschen aus Mitteleuropa sind. Vor allem aus dem "germanischen" Raum, was die älteste Form unserer Jenischen Sprache auch beweist. Das Kerngebiet der Jenischen ist Deutschland, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Schweiz und Österreich. Darüberhinaus finden wir Jenische in Ungarn, Irland, Britannien sowie ebenfalls in Spanien und Italien. Anhand der Sprache kann man feststellen dass es die Jenischen schon als Teilgruppe des gesamten Fahrenden Volkes im Mittelalter bereits schon im 11. Jahrhundert gab. Schon sehr früh übernahmen unsere Vorfahren Wortgut der Hebräischen Sprache. Anhand unserer Sprache kann man nicht unsere Wurzeln definieren, wohl aber die Linguistischen Einflüsse unserer Kultur und derer unserer Vorvätter.  Circa 70 % sind deutsche Wörter, 22,1 % hebräisch/jiddische,  5 % keltisch/lateinisch (vulgata latein), 1,7 % französische und 1,2 % entstammen dem Romanes der Sprache der Sinti und Roma. Letzteres ist eine späte Entwicklung des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei die Ursprüngliche Jenische Sprache, wie es Wortlisten von 1450 und 1510 zeigen, aus deutschen und hebräischen Wortkreationen besteht.

Woher die Jenischen stammen ist keine Frage der ethnischen Zugehörigkeit sondern viel eher eine gesellschaftliche Frage. Die Kultur dieser Teilgruppe des Fahrenden Volkes reicht bis in die Antike zurück. Unsere Kultur ist durch unser Brauchtum, unsere Sitten und Traditionen stark keltisch geprägt. Ebenso die nach wie vor stark vorherrschende "Clan" Struktur innerhalb der Verbände von Fahrenden Jenischen, aber auch derer der Sesshaften Jenischen ist eines der vielen keltischen Überbleibsel. Man kann also getrost sagen dass die Jenischen durchaus auch keltische Wurzeln haben so wie die Mehrheit der Bevölkerung Europas, und unsere Bräuche, Symbole, Traditionen und Sitten legen dies nahe. Aussenstehende können schwerlich etwas zu belegen oder wiederlegen versuchen da sie immer nur den Blick von Ausserhalb auf unser Volk richten. Nur wir alleine können unsere Geschichte ergründen und erforschen. Darüberhinaus ist Abstammung für uns zweitrangig. Es gibt uns und wir leben eine uralte und eigene Kultur.

Wir wissen das wir eine soziokulturelle Minderheit mit Europäischen Wurzeln sind. Wir definieren diese Kultur als Jenisch und begreifen uns, durch unser kollektives Bewusstsein in dieser Tradition und Kultur zu stehen und zu leben als ein eigenes Volk. Und unser Volk, als Jenische Minorität, erfüllt genau wie alle Anderen alle Kriterien als solches anerkannt zu werden. Wir haben unser eigenes Brauchtum, unsere Sitten, unsere Traditionen, unsere Lebensweise, unsere Sprache, unsere Mentalität, unser Wertesystem und unsere Geschichte.

Im Archiv der Stadt Freiburg in Briesgau existieren Dokumente die Belegen dass die Jenischen schon im 12. und 13. Jahrhundert erwähnt wurden und nicht wie so oft fälschlicherweise angenommen erst im 18. Jahrhundert. Jenisch als Selbstbezeichnung tauch erstmalig im 13. Jh auf wo von Yeannische Freyleut die Rede ist. Andere Selbstbezeichnungen sind "Meysskopp", "Bscheite" oder "Kochemer". Von ausserhalb wurden wir stets als Jauner, Zigeuner oder Rothwelsche diffamiert.

Der Reichtum und Schatz unserer ungebundenen Kultur steht an einem neuen Zenit. Vielleicht mehr denn je ist nun die Zeit gekommen wo viele Jenische wieder stolz zu dem stehen können was sie sind:
JENISCHE FREYLEUT und FAHRENDE!

Eines der Erkennungssymbole und Zeichen der Jenischen war und ist seit jeher das Dreieck, oder Triangel.
 
Ich interessierte mich schon früh für die Kelten, die keltische Mythologie, die Sagen und Legenden, für die Barden und Druiden. Auch Irland ist für mich noch immer einer der schönsten Flecken dieser Erde und es zog mich als Kind schon magisch an. Jedenfalls gibt es in Irland eine Minderheit von Fahrenden die wegen ihres Handwerks „Tinker“ genannt werden, sich selber aber „Pavee“, was Handelsleut bedeutet, nennen und allgemein Irish Travellers von den Medien genannt werden. Die Pavee sind eine eigene Kultur mit einer eigenen Sprache, dem Shelta, was eine Mischform aus urkeltisch (anders als Gälisch) und Romani ist. Einer der bekanntesten Paveemusiker, Pecker Dunne, trägt immer Dreiecksymbole. Seien es Dreiecke als Ohrschmuck, als Halsketten oder aufgemalt auf Banjos und Geigenkasten. Und auch bei vielen anderen fand ich das Symbol wieder. Pecker Dunne stammt aus einer bekannten und beliebten Traveller Familie, dem Dunne Clan. Seine Mutter allerdings war beim Zirkus und stammt von italienischen Fahrenden ab. In Italien gibt es auch viele Jenische. Worauf ich hinaus will? Nun das Dreieck fand ich dann Jahre später bei Jenischen in Italien, Ungarn und in der Schweiz, vor allem auf Fotografien wieder. Alle gaben mir die Gleiche Erklärung des Symbols wieder: das Dreieck, die Triangel steht für Feuer, Wasser und Luft.
Feuer, Wasser und Luft. Das sind die Elemente aus denen, laut keltischer Mythologie, die Welt besteht und entstanden ist. Feuer ist das aktive, schöpferische Prinizp der Schöpfergottheit oder der Schöpferkraft das als männlich angesehen wird, Wasser das ruhende, gebährende und weibliche Prinzip der Schöpferkraft. Das Element Luft ist das Unerklärliche und alles durchdringende universelle Prinzip das alles miteinander Verbindet. Diese drei göttlichen Prinzipen werden bei den Kelten als Triskele Symbol dargestellt. 



Der Kreis um die Triskele ist das vierte Element der Erde, die Schöpfung selber, auf denen die drei göttlichen Elemente Wirken. Also Vater Himmel und Mutter Erde die sich miteinander vereinen in einer heiligen Hochzeit das Leben hervorbringen. 

 Bei den indischen Brahmanen und Shivaanhängern ist das Symbol der drei Elemente das Trishula.


Die walisischen Druiden benutzten das "Tribann" oder "Awen" Symbol welches die drei Schöpferkräfte und Elemente als die drei göttliche Strahlen darstellten und dem Trishula sehr änhlich ist:
 Die Kelten, jedenfalls die Gelehrten Kaste der Barden, Vaten und Druiden waren keine Polytheisten wie oft fälschlicher Weise angenommen sondern sie glaubten an eine universelle und unerklärliche Göttliche Kraft die sie „aes“ nannten, die grosse nonpersonelle Gottheit, die, die ganze Schöpfung durchdringt und in ihr zu finden ist. Ähnlich dem „brahman“ der Hindus oder dem Heiligen Geist der Christen, denn in der Bibel lesen wir: „Der Geist Gottes durchdringt den Erdkreis und das Wesen welches das All umspannt (...); In allem ist ein unvergänglicher Geist.“ (Buch der Weisheit). Lucan, ein römischer Geschichtsschreiber ergänzt: „Ihr Druiden gebet vor, das sei die wahre Lehre vom Wesen der Gottheit, dass es unerforschbar und unbegreiflich sei.“ Diese universelle Gottheit oder Schöpferkraft „Aes“ wandelte sich mit dem Aufkommen der Gallo-römischen Kultur zur Gottheit Esus, dem keltischen Gott des Handels, der Reise und der Wege. Die Prinzipen die bei den Kelten als Triskele dargestellt werde wurden von Pythagoras in der Zahl 3 und im Symbol des Dreiecks dargestellt und als Pendant zum keltischen Esus stand Jupiter/Zeus.  Eben dieser Glaube an eine universelle Gottheit erleichterte es den Fahrenden stets sich den Umständen in der Sesshaften Welt nach aussen hin anzupassen. Da sie mehr als andere verstanden dass alles einen universellen und mystischen Ursprung hat und vor allem dass dieser Ursprung ein gemeinsamer ist und somit alles was existiert eine Symbiose darstellt. So auch das Zusammenleben zwischen Jenischen und Puure, also Sesshaften Bauern die ja unsere Kundschaft sind und die uns die Handelsschaft erst ermöglichen.

 Der grüne Mann ist die Personifizierte Kraft Gottes in der Natur. Er ist mit dem Esus Kult verbunden und heute in vielen Kirchen noch anzutreffen meist als Schlusssteinfratze im Gewölbe.


Die Triangel wird seit den alten Tagen oft als Ohrschmuck getragen.

 (Hier zu sehen als Ohrschmuck bei Robert Huber. Jenischer Altvater in der Schweiz und Präsident der Radgenossenschaft der Kinder der Landstrasse, einer Organisation von Jenischen in der Schweiz)

                                               (als Brustschmuck bei Pecker Dunne getragen)


                              (Oben als Zink am Instrumentenkoffer; Unten als Ohrschmuck)